Brasilien – Bei den Hippies in Arembepe & Imbassai

Die Palmenküste in Bahia

Auf den Spuren der Hippies möchte ich heute wandeln. Wie gut, dass ich Edgar kennengelernt habe. Edgar ist Deutscher und ist vor 15 Jahren nach Brasilien ausgewandert und zwar mit seiner brasilianischen Ehefrau Nency. Das ist perfekt, denn so kennt er die brasilianische Mentalität sehr gut und kann sich in fließendem Portugiesisch unterhalten bzw. übersetzen.

Die herzliche brasilianische Lebensart der Bevölkerung hat sich auf Edgar übertragen, das merke ich direkt bei unserer Begrüßung. Vielleicht liegt es an der Sonne, die garantiert acht Monate im Jahr scheint. Oder an der Schönheit des Landes, zu denen er seine Gäste ja stets begleitet. 

Per Auto fahren wir auf der „Estrada de Coco“, der Straße der Kokospalmen, zum Hippiedorf Aldeia Hippie.

Das erste Hippiedorf Brasiliens – ein wahrlich legendärer Ort. Zu Zeiten von Woodstock, wurde es von den Rolling Stones entdeckt. Hier haben Mick Jagger, Keith Richards, Roman Polanski und Janis Joplin gemeinsam mit 35 anderen Hippies gelebt. Das Dorf kann man nur zu Fuß über die Dünen in gut 10 Minuten erreichen, wie gut, dass ich feste Schuhe trage, denn der Sand ist schon morgens richtig „gut warm“.dune

Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein: Die einfachen Häuser bestehen meistens aus Holz, viele sind mit Palmzweigen gedeckt, auf Komfort muss man hier gänzlich verzichten. Elektrizität gibt es nicht, dafür viel Freiheit und das Meer ist zum Greifen nahe.

haus

Eines der ersten Häuser hat vor mehr als 20 Jahren ein brasilianischer Künstler errichtet, jetzt wird es von jungen Leute mit Kind und Hund bewohnt. Dank der netten, aufgeschlossenen Art von Edgar dürfen wir uns auch innen umschauen.

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Die Kunst ist in diesem Haus immer noch allgegenwärtig, die neuen Bewohner haben kaum etwas verändert. Bis auf den Flachbildschirm, der läuft, ohne dass sich jemand wirklich dafür zu interessieren scheint.

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Eine Handvoll Menschen wohnen auch heute noch immer in diesem Dorf, dass von seiner Ursprünglichkeit nichts eingebüsst hat. Einige Dorfbewohner verdienen ihren Lebensunterhalt mit Kunsthandwerk. Dazu fertigen sie z.B. aus alten Autoreifen Armbänder oder aus Metall wilde Figuren oder Helme. Edgar kennt sie – natürlich – und hält mir ihnen sein obligatorisches Schwätzchen.

Kreativ sind sie, dass muss man ihnen lassen, alle wirken glücklich und lachen mich freundlich an. Edgar erzählt, dass sich hier Menschen aller Altersgruppen und aus allen Teilen der Welt niederlassen. Sie nehmen sich ein freies Haus, richten es her oder belassen es so, manche bleiben nur für kurze Zeit, andere hingegen auch für Monate.

dorf

Unser Dorfrundgang führt uns auch zum angrenzenden Campingplatz, auf dem nicht wirklich viel los ist. Zwei, drei Zelte und eine fröhliche Gruppe steht um die offene Feuerstelle, bin gespannt, was sie sich da gekocht haben. Was es genau ist, kann ich nicht sagen  – aber, es duftet sehr gut!

platz

Edgar am Herd
Edgar am Herd

Am Ausgang werden wir lachend und winkend vom „Alt-Hippie“ verabschiedet, Edgar kennt ihn, wechselt einige Worte mit ihm und sagt „irgendwie ist der immer gut drauf.“

hippie

Dann fahren wir weiter nach Arembepe, ein ehemaliges Fischerdorf, das heute ein touristischer Ort ist. Allerdings finden sich hier kaum Europäer, sondern nur Brasilianer. Der muntere Ort hat eine gute Infrastruktur: Pensionen, Restaurants und kleine Geschäfte . „An Wochenenden“, so Edgar, „wird es hier richtig voll“. 

Ort
Arembepe                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  kirchew

Die weiße Kirche kann man von mehreren Seiten betreten und von innen direkt aufs Meer blicken – das habe ich auch noch nirgends gesehen.

Auf dem Weg zum Strand begegnen wir Ana, sie stellt „Acaragé“ her, frittierte Bällchen aus Bohnen, typisch brasilianisches Streetfood. Laut Edgar muss ich das unbedingt probieren und es stimmt – schmeckt wirklich ganz köstlich.

Brasilianische Streetfood
Brasilianische Streetfood

An dem langen Sandstrand tummeln sich die Brasilianer, entsprechend fröhlich-laut geht es zu. In einer Strandbar gönnen wir uns eine Erfrischung und beobachten das muntere Treiben.strand

Nach kurzer Rast fahren wir weiter nach Barra de Jacuipe, ein echter Bilderbuchstrand, der an einer Flussmündung liegt und bei dem es Sanddünen gibt.

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Gemeinsam wandern wir den Strand entlang. Bei einer Familie, die gerade ihr Mittagessen –  nämlich Berge von Krebsen –  vor sich hat, bleiben wir interessiert stehen und schauen ihnen zu. Vielleicht mache ich so einen hungrigen Eindruck oder blicke zu neugierig – ich weiss es nicht, auf jeden Fall, reicht mir die freundliche Brasilianerin lachend ein Stückchen von dem Krebs.

Krabben am Strand in Brasilen
Krabben am Strand in Brasilen

So gut es geht, pule ich das Krebsfleisch raus und es schmeckte einfach vorzüglich! Sogleich bekomme ich ein weites Stückchen gereicht! „Obrigado“, das Wort für Danke habe ich ganz schnell gelernt und bin froh, dass ich es auch hier bei diesen super netten Menschen sagen kann.

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An diesem Traumstrand findet man zahlreiche kleine Restaurants oder kleine Barracas, die frische Fische oder aber diese Krebse anbieten, ein buntes, fröhliches Bild.

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ausflugeinsmeerStrandfoot-Händler bieten eine weitere Köstlichkeit an, gegrillten Käse am Stil, das  ist „Queijo de Coalho“. In ihren kleinen Eimerchen ist Kohle und so grillen sie die Käsestangen, ob mit Kräutern gewürzt oder mit Honig, ob ganz pur, den ich getestet habe. Und er schmeckt echt himmlisch gut!

Käse am Stil in Brasilien
Käse am Stil in Brasilien

Unsere Fahrt führt uns weiter nach Imbassai, ein ehemaliges indianisches Dorf, das in einem Naturschutzgebiet für Schildkröten liegt und am Fluß mit gleichem Namen. Der wunderschöne Ort ist umgeben von Kokshainen, einige Pousadas sind zu finden, 5 Sterne Hotels sucht man hier vergebens, stattdessen entdecke ich immer wieder Hängematten – der Ort ist echt zum Seele baumeln lassen. Das Auto stellen wir am Ortseingang ab und laufen ein kurzes Stück bis zum Fluß. Hier treffe ich auch Pedro, der Schmuck verkauft. 

Manuel verkauft Schmuck
Pedro verkauft Schmuck

Er fertigt den Schmuck aus Gras. Wenn die Grashalme getrocknet sind bekommen sie die schöne goldene Farbe. Dieses Gras gibt es übrigens nur in Brasilien.

Edgar hat vorgesehen, dass wir mit dem Boot zum Restaurant fahren, wo wir das Mittagessen einnehmen. Die Fahrt ist wirklich gemütlich und das Boot gleitet ganz langsam durchs Wasser und Edgar ist schon wieder mitten im Gespräch mit Einheimischen.

boot boot2

Das Restaurant, es sind übrigens mehrere hintereinander, erreicht man über einige Treppen.  Von der großen überdachten Terrasse aus hat man einen phantastischen Blick aufs Meer. Wir bestellen uns das Nationalgericht: eine Moqueca. Eigentlich ist es ein Fischeintopf, aber wir bekommen ihn mit Eiern. Ausgefallen, aber wirklich sehr gut und schmackhaft. Dazu wird immer Reis, Maniokpüree und Maniokmehl serviert. Den Reis finde ich super, an das Maniokmehl kann ich mich einfach nicht gewöhnen, ist nichts für meinen Gaumen.

Mokequa
Moqueca

Außerdem gibt es „Pommes“ aus Süsskartoffeln und Fischbällchen, die man in eine – echt sehr scharfe Soße – tunken kann, wenn man möchte.pommes fischballen

Gut gestärkt laufen wir am Ende der Mittagspause den langen Strand entlang. Einfach herrlich und ein wunderschöner Platz zum Relaxen.

Zum Abschluss unserer Tour zeigt mir Edgar noch einen echten Geheimtipp: Das „Mangueza Eco Turismo“, nur ein kleines, unscheinbares Schild deutet auf dieses aussergewöhnliche Restaurant. Nach kurzer Fahrt durch einen Wald stehen wir in einer Siedlung von wenigen Häusern, ein schmaler Eingang führt zum Restaurant.

eingangs

Wir wandern über eine hölzerne Holzplattform, rechts und links ist dichter Mangrovenwald, in dem sehr viele Krebse sind.

steg

Am Ende des Stegs geht nicht nur unser Blick auf, sondern auch die Plattform und es zeigt sich die große Terrasse des Restaurants und man schaut direkt auf den „Rio Pojuca“.

aussichtfluss

ausflugrestaurant restaurantEin langer und spannender Tag neigt sich langsam dem Ende zu – ich freue mich jetzt auf zwei Dinge: erstes auf meine Lieblingsbar und zweitens auf den nächsten Trip mit Edgar. Ich verspreche, ich nehme Euch mit!

barabend

Übrigens, hier könnt Ihr direkt mit Edgar Kontakt aufnehmen und Eure Touren bei ihm buchen!

http://www.salvadordbteam.com

Und bitte bestellt ihm einen ganz herzlichen Gruß von mir!

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