Neulich in der Lounge am Flughafen. Wir saßen an einem 4-er Tisch, als ein älteres Ehepaar zu uns kam und höflich fragte, ob sie sich zu uns setzten dürften, was wir natürlich bejahten.
Eine Weile verging, irgendwie taten die beiden mir leid. Warum, weiß ich nicht genau. Vielleicht lag es daran, dass beide schon deutlich älter waren, dass „er“ eine Gehhilfe brauchte, oder dass wir noch einen anstrengenden Langstreckenflug vor uns hatten.
Wie auch immer, ich wollte zu den älteren Herrschaften einfach nur nett sein, und so begann ich das Gespräch mit „na, hat ihnen die Reise auch gut gefallen?“ Darauf hin schaut „er“ mich an, nimmt einen großen Schluck von seinem Weißwein und sagt, „ach wissen sie, junge Frau, diese Kreuzfahrt haben wir bereits zum 8 mal gemacht. Es ist ja immer wieder schön, die Farben in der Karibik zu sehen und Gast auf einem schönen Schiff zu sein.“ Begeisterung kennt kein Alter, wie ich wieder einmal feststellen musste und ich staunte nicht schlecht, denn das war zwar nicht meine erste Kreuzfahrt, aber die erste, die mich in die Karibik führte.
Auf allen Meeren unterwegs
Und so begann der ältere Herr von seinem Leben zu erzählen, dem ich erstaunt lauschte. Seine Frau und er hätten die ganze Welt gesehen, waren auf allen Schiffen unterwegs, hätten mehrere 90 tägige Kreuzfahrten gemacht und viel Spannendes erlebt. Natürlich hätten sie auch 2016 für ihre Reisen schon verplant – 6 sollten es im Laufe des Jahres werden. Die blauen Eisberge der Antarktis haben es ihnen besonders angetan, mit dem Zodiak zu den Punguin-Kollenien zu fahren, wäre ein unvergessliches Erlebnis, dass die beiden schon mehrfach gemacht haben.
Eine Reise in Bildern
Mit seinen Ausführungen nahm er mich mit auf seine Reise um die Welt, ich sah Neuseeland genauso vor mir, genau wie Papa Neuguinea. Wissen Sie, junge Frau, wir müssen uns ja ranhalten, dass wir all das Schöne nochmals sehen, ich werde nämlich demnächst 89 und meine Frau 88!
Auf meine Frage nach seinem persönlichen Ziel, kam wie aus der Pistole geschossen, „Drachenfliegen“. Ich habe ja auch erst mit 74 meinen Tauchschein gemacht. Das kriege ich doch wohl in meinem Alter auch noch hin, zumal ich das ja im Tandem mache.
Seine Augen strahlten mich an vor Glück. Voller Begeisterung gab er mit Tipps für Orte, die ich noch nie in meinem Leben gehört habe, geschweige denn, dass ich weiss, wo sie sind.
Wie schön, Menschen zu treffen, deren Reiselust und Fernweh auch im Alter nicht nachgelassen hat – für mich ein echtes Vorbild!
Oh Renate, die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das ist ja so herrlich, dass man durch diese Begegnung erfahren kann, was alles noch möglich ist. Sich was zutrauen, habe ich daraus gelernt. Das ist genau das was ich in meinem Umfeld nicht erlebe. Kaum sind sie in Rente wird zuerst der Garten aufgesteckt. Nur noch Zier-Kies und kleine Büsche. Es macht ja so viel Arbeit. Sobald das Haustier verstorben ist, kommt kein neues her, weil das morgendliche Aufstehen ja nicht unbedingt mehr sein soll. Sie möchten auch ungebunden sein, gehen aber höchstens mal in den Bayrischen Wald. Also ich habe vor, sobald ich in Rente komme, erst richtig durchzustarten. Endlich mal in Freiheit! Alles machen können, was zu kurz kam, oder öfters Reisen. Hobbys zulegen, aber keinesfalls kürzertreten. Alles mitmachen und nicht sagen müssen, das geht jetzt nicht. Nicht mehr nur zusehen, sondern machen! Genau das will ich!
Dankeschön, liebe Brigitte, das freut mich sehr. Die Begegnungen mit diesen Menschen hat mich dazu veranlasst, die Geschichte aufzuschreiben und damit Mut zu machen, was alles geht bzw. möglich ist, wenn man im Kopf dazu bereit ist. All Deine Pläne, liebe Brigitte, klingen sehr vielversprechend und ich bin sehr gespannt, wie und was Du alles in die Tat umsetzt. Auf jeden Fall wünsche ich Dir ganz, ganz viel Freude dabei!